Vernehmlassungsantworten und Stellungahmen

Dienstag, 28. Februar 2023

Stellungnahme zu Bus 2040 Strategische Netzentwicklung

Die Grünliberalen GLP stehen der kantonalen Gesamtschau Busverkehr grundsätzlich positiv gegenüber. Die GLP unterstützt Bestrebungen, die Mobilitätsbedürfnisse mit flächen- und energieeffizienten Mitteln zu befriedigen. Die Zukunft benötigt eine nachhaltige, ressourcenschonende Mobilität, die ökologische, ökonomische und soziale Aspekte berücksichtigt. In diesem Sinne unterstützt die GLP die Stossrichtung, den öffentlichen Verkehr (ÖV) auf der Strasse gegenüber dem motorisierten Individualverkehr (MIV) zu priorisieren.

Die GLP findet es genauso wichtig, dass der ÖV auf der Strasse den Fuss- und Veloverkehr (FVV) nicht verdrängen und gefährden darf oder negative siedlungsräumliche Konsequenzen hat. Der GLP ist es wichtig, dass diese zwei Grundsätze in der Netzentwicklung für Busse gebührend berücksichtigt werden. Den neuen Buskorridor Bahnhof Luzern Ost beurteilt die GLP daher kritisch.

 

Die Stärkung der kantonalen Subzentren als Busdrehscheiben wird begrüsst, womit teilweise auch das Zentrum Luzern entlastet werden kann. Wichtig sind gute Umsteigebeziehungen zwischen Bus und Bahn. Die GLP erachtet On-DemandAngebote als sinnvolle Ergänzung. Diese sind sowohl in ausgewählten ländlichen Räumen wie auch in Stadt- und Agglomerationsräumen zu prüfen.

 

Die Grünliberalen GLP begrüssen die Bemühungen für die Zukunft, den flächeneffizienten Verkehr zu fördern. Es werden alle Bemühungen unterstützt, die verpassten Modal-Split-Ziele zu erreichen. Hauptgrund dieser Entwicklung sind die fehlenden flankierenden Massnahmen bei MIV-Projekten in der Vergangenheit. Dies führte zu einem Abfall der Zuverlässigkeit auf einigen wichtigen Buslinien.

 

Generell sei wieder einmal der Hinweis erlaubt, dass ein effizientes öffentliches Verkehrsmittel in der Agglomeration Luzern fehlt, das die Funktion zwischen Feinverteilung (Bus) und Städteverbindung (Zugverkehr) übernehmen kann. Das angedachte S-Bahn-System ist auf die bestehende Bahninfrastruktur beschränkt. Der Bus hält in der Regel alle 300 bis 500m und ist für viele Wunschlinien mittlerer Distanzen so zu wenig attraktiv. Langfristig sei deshalb an ergänzende unterirdische Erschliessungen zu denken, auch weil sie die flächeneffizienteste Variante sind.

 

Zurück zum Konzept Bus 2040. Es ist in Zukunft allgemein zu beachten, dem ÖV (Bus) den notwendigen Platz und/oder die notwendige Bevorzugung einzuräumen, damit die Zuverlässigkeit gesichert werden kann. Es sind auf bestehenden Strassen möglichst viele eigene Busspuren einzuplanen. Das vom VVL entwickelte RBus-System ist in diesem Sinne weiterzuführen und zu realisieren. Beim Projekt Bypass sind zudem alle flankierenden Massnahmen einzufordern und umzusetzen.

 

Die GLP ist erfreut um die Bemühungen, erkannte Potentiale (neue Gebiete) besser zu erschliessen und Umsteiger:innen vom MIV zu gewinnen. Die GLP begrüsst die Verlängerung der Linie 6 bis Stutz, die Führung der Linie 5 bis Talstation Krienseregg, die bessere Erschliessung des Hallenbades Allmend. Ebenso die bessere Erschliessung des Kantonsspitals Luzern mit mehreren Direktlinien aus verschiedenen Stadtquartieren. Auch vermehrte Durchmesserlinien beim Bahnhof Luzern und vermehrte Tangentiallinien in der Agglomeration werden begrüsst.

 

Aus Effizienzgründen ist es auch richtig, in Landregionen vermehrt auf On-Demand Angebote zu setzen. Die GLP regt an, die Entwicklung von On-Demand-Angeboten nicht nur aktiv zu beobachten und mittel- bis langfristig zu überprüfen, sondern im Kanton Luzern aktiv zu testen. Im Kanton Luzern gibt es im ländlichen Raum wie auch im Agglomerationsraum gute Ausgangslagen, wo On-Demand-Angebote bestehende Angebotslücken schliessen können. Die Entwicklung im Bereich der automatisierten Fahrzeuge bietet zudem die Chance, auch zu Randzeiten ein kosteneffizientes ÖV-Angebot bereitzustellen. Das Potenzial für einen Pull-Effekt von MIV auf ÖV-Fahrten erachtet die GLP als angezeigt, um diese neuen Formen zu testen. Antrag: Die GLP regt an, das Potential von On-Demand Angeboten im ländlichen Raum wie auch in Agglomerationsräumen vertieft und zeitnah zu prüfen.

Mit dem geplanten Durchgangsbahnhof Luzern (DBL) gibt es einen Quantensprung beim ÖV auf der Schiene. Dies hat Auswirkungen auf die Nutzung des ÖV auf der Strasse. Der Bericht Bus 2040 geht von einer Wachstumsprognose für den Busverkehr aus. Ein Wachstum ist insbesondere für das Stadtluzerner Zentrum und den Umsteigeknoten Bahnhof Luzern mit Herausforderungen verbunden. Es ist das Ziel, dass der DBL mehr Personen befördern soll. Mit einer höheren Frequenz der S-Bahnen wird diese gegenüber den Bussen attraktiver. S-Bahnen sollten daher einen Teil der Nachfrageerhöhung zum Bahnhof Luzern abfangen und die Busse somit entlasten. Das prognostizierte Wachstum bei den Buspassagieren im Bahnhof Luzern ist daher mit Unsicherheiten verbunden. Antrag: Die GLP erwartet einen realistischen und nachvollziehbaren Bedarfsnachweis, insbesondere im Hinblick auf allfällige Ausbauten der Businfrastruktur im Zentrum/Bahnhofsgebiet Luzern.

 

Der DBL ist für den ganzen Kanton Luzern bedeutsam, was die ÖV-Erschliessung anbelangt. Städtebaulich ist jedoch das Zentrum von Luzern massgeblich betroffen. Der Bericht Bus 2040 schlägt im dicht genutzten Zentrum/Bahnhofsgebiet Luzern vor, einen neuen Buskorridor Bahnhof Ost zu bauen. Das betroffene Quartier liegt in Fussdistanz zum Bahnhof. Es ist ein verdichtetes, hochwertiges Wohn- und Arbeitsgebiet mit Kultur- und Bildungsinstitutionen von überregionaler Bedeutung. Mit einem Buskorridor wird die Qualität des öffentlichen Raums reduziert. Antrag: Die GLP erwartet generell und im Speziellen für die Machbarkeit des Buskorridors eine fundierte Interessenabwägung, welche nebst technischen und wirtschaftlichen auch ökologische und soziale Aspekte für die Netzentwicklung berücksichtigt.

Die GLP erachtet den neuen Buskorridor im Luzerner Bahnhofsgebiet insbesondere aus folgenden Gründen kritisch:

  • Das hochwertigste Entwicklungsgebiet im Herzen der Stadt Luzern verliert mit dem neuen Buskorridor sein Potenzial, eine gute Fusswegqualität und grüne Alleen zu schaffen, die den Bahnhof Luzern optimal erschliessen.
  • Der neue Buskorridor für vier Buslinien (4, 7, 11, 21) schafft Sachzwänge für die stadträumliche Entwicklung, die nicht den Stossrichtungen für qualitative Quartierentwicklung entsprechen. − Der Bericht Bus 2040 schafft keine Klarheit darüber, dass die in den Linienplänen dargestellte Verlängerung Bürgenstrasse nicht gesichert ist und der neue Buskorridor somit sehr langfristig die Route über Inseliquai und zwischen Universität und KKL hindurch fahren muss. Der Buskorridor steht den Absichten der linken Seeuferaufwertung und der Aufwertung des Bahnhofplatzes Nord entgegen. Es soll klar ausgesagt werden, dass dies nur ohne MIV-Spuren bei Uni/KKL geht, ansonsten bleibt der Bus wieder stecken (contra Zuverlässigkeit).
  • Der beabsichtigte Buskorridor dient lediglich einem anderweitigen Entlastungsbedarf und bringt dem betroffenen Gebiet erschliessungstechnisch keinen Vorteil. Das betroffene Gebiet befindet sich in Fussdistanz zum Bahnhof und ist nicht auf eine neue Busachse angewiesen.
  • Im Gebiet des neuen Buskorridors staut sich heute der Verkehr in Stosszeiten. Mit der baulichen Entwicklung dieses Gebiets akzentuiert sich die Stausituation. Auf den heutigen Strassenflächen wird der Bus nicht behinderungsfrei verkehren können in den Stosszeiten (contra Zuverlässigkeit). Wie dies gelöst werden kann, soll zuerst aufgezeigt werden, bevor eine Erschliessung Ost in allen Strategieberichten gesetzt wird. Es werden so sonst unrealistische Hoffnungen geweckt. Ohne eigene Busspur werden die umgelagerten Buslinien den Fahrplan nicht einhalten können (contra Zuverlässigkeit).